Kein Olivenöl schneidet 2017 gut ab – Stiftung Warentest

Ein Test der Stiftung Warentest zeigt, dass viele Olivenöle weit mehr versprechen, als sie halten. Bei anderen bekommt man mehr als erwünscht – Schadstoffe zum Beispiel.

Manchmal ist die Erklärung einfach. Wenn eine Erntemaschine kräftig Abgase in die Luft stößt, wenn ein Apparat, der Früchte aufs Förderband bläst, mit Schmieröl gewartet wird, „dann nehmen die fetthaltigen Oliven diese Stoffe eben auf“. 24 Olivenöle hat die Stiftung Warentest jüngst untersucht, in ausnahmslos allen fanden die Prüfer Mineralölrückstände von teils bis zu 60 Milligramm pro Kilo. Die Gründe sehen sie hauptsächlich in den Produktionsbedingungen: „In den südlichen Ländern, in denen Olivenöl hergestellt wird, ist das Bewusstsein für bestimmte Schadstoffe nicht so ausgeprägt wie bei uns.“

Produkte verdienen die Bezeichnung „nativ extra“ nicht

Bei uns stehen die Öle dann aber im Supermarktregal, abgefüllt in Flaschen mit edel wirkenden Etiketten und oft hochpreisig. Das teuerste Öl im Test kostete 14,70 Euro pro Liter – und gehörte zu den schlechtesten („Carapelli Il Nobile“, erhältlich bei diversen Händlern). „Ranzig, stichig, schadstoffbelastet“, sind nur einige der Adjektive, die im Testbericht („Test“-Ausgabe 2/2017) auftauchen. Erneut stellt die Verbraucherorganisation den Ölen damit insgesamt ein sehr dürftiges Zeugnis aus.

Untersucht wurden diesmal Mischöle mit der Aufschrift „nativ extra“ – der höchsten Güteklasse. Eine eigene EU-Verordnung regelt, wie Öle dieser Klasse schmecken müssen und herzustellen sind. Kontrolliert werde allerdings kaum, kritisiert Brackemann bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch, ein fatales Versäumnis: Zehn der Produkte dürften die Bezeichnung überhaupt nicht tragen, befinden die Prüfer. Und kein einziges der 24 Öle bekam die Note „gut“.

Gourmet-Qualität suchten die Tester vergebens

Bei den zehn Produkten, die mit „mangelhaft“ abschnitten, beklagt die Stiftung neben hoher Schadstoffbelastung sensorische Mängel wie einen „gärigen, stichigen oder alten Geschmack“, der entsteht, wenn die Oliven zu Beginn der Verarbeitung schon überreif sind. Auch die anderen Produkte überzeugten die Tester nur bedingt. „Kaum Schärfe und Bitterkeit, mittelmäßige Fruchtnoten“ – Gourmetqualität suchte das Team vergebens. Neun Produkte immerhin erhielten ein „befriedigend“, sind für den Standardgebrauch allemal geeignet.

Auffällig ist: Testsieger wurden drei Olivenöle, die allesamt von Discountern stammen. „Primadonna“ von Lidl und „Vegola“ von Netto bieten dazu noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, mit 5,05 Euro pro Liter war kein anderes Öl billiger. Beim Öl von Lidl hoben die Tester dazu die gute chemische Qualität hervor, die etwa Fettsäurenzusammensetzung und Totox-Zahl berücksichtigt – ein Frischeindikator. Beide Öle bekamen die Note 2,9, ebenso wie das Gut Bio Olivenöl von Aldi Nord.

Wieder sind die Discounter vorn

„Dass die Discounter am besten abschneiden, ist kein Zufall“, sagt „Test“- Chefin Anita Stocker. Viele Ketten beauftragten eigene Prüfpanels, um sich der Qualität ihrer Waren zu vergewissern. Die herkömmlichen Olivenöle von Aldi kamen allerdings nur auf die Note 3,3, das Bio-Öl von Aldi Süd auf 3,5 und die Penny Hausmarke fiel komplett durch. Sensorisch fehlerhaft, stichig im Geschmack, falsch deklariert, lautet das Urteil.

Das Testprodukt von Kaiser’s-Tengelmann, ebenfalls „mangelhaft“, war chemisch verändert. „Schlammig“ schmeckte das „Ja!“-Öl von Rewe („mangelhaft“). Und im Öl mit dem vielversprechenden Namen „Kunella Feinkost Italienische Art“ fand sich ein chemischer Weichmacher in hoher Konzentration. Zudem schreiben die Tester: „Raffiniertes Öl nachgewiesen – auch deshalb nicht verkehrsfähig.“ Prominente Marken wie „Bertolli“ oder „De Cecco“ erwiesen sich als lediglich mittelmäßig bis ausreichend.

Keine akute Gesundheitsgefahr

Bereits vor einem Jahr hatte die Stiftung Olivenöle getestet, damals aber Öle mit eindeutiger Herkunft. Mischöle dagegen werden aus Olivenölen verschiedener Länder zusammengekippt. Damals waren die Ergebnisse jedoch noch schlechter als heute – jedes zweite Öl bekam ein „mangelhaft“. „Olivenöl zu panschen, ist leider lukrativ.“ Wegen seines hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren gilt es als nicht nur schmackhaftes, sondern auch gesundes Speisefett.

Ist das mit diesen Tests nun widerlegt? Eine akute Gesundheitsgefahr gehe von keinem der Öle aus, meinen die Experten. Doch ein Großteil der Belastungen sei vermeidbar und sollte deshalb auch vermieden werden. So kam das am wenigsten belastete Öl im Test, „Fiore“ (zum Beispiel bei Rewe) mit 2,9 Milligramm pro Kilo aus und war damit das einzige nahezu schadstofffreie. Wegen Kennzeichnungsmängeln schaffte es trotzdem nur ein „ausreichend“ (3,6).

Quelle: Tagesspiegel

Gutes Olivenöl kostet mindestens 24 Euro

„Schlechte Nachrichten für Feinschmecker. Spitzenolivenöl ist teuer, sagt die Stiftung Warentest. Edeka und Aldi bieten aber vernünftige Kompromisse“ – konnte man kürzlich im Tagesspiegel lesen.

Von 27 Ölen schmecken drei „sehr gut“

Die Stiftung Warentest veröffentlichte in Ihrer Zeitschrift Test einen Bericht zu Olivenölen.. 27 Öle der höchsten Güteklasse waren im Test, für Feinschmecker ist das Ergebnis aber eher ernüchternd. Denn glaubt man den Verbraucherschützern, muss man mindestens 24 Euro pro Liter auf den Tisch legen, um ein Öl zu bekommen, das „sehr gut“ schmeckt. Gerade einmal drei Produkte können sich über diese Auszeichnung für ihren Geschmack freuen, das bereits erwähnte Bio-Olivenöl „Soler Romero“, das ebenfalls aus Spanien stammende „Castillo de Canena“ (36 Euro) und das italienische „Farchioni“-Öl (26 Euro). Diese drei erhielten auch in der Gesamtnote, in die neben dem Geschmack auch die Deklaration, die Schadstoffbelastung, die chemische Qualität und weitere Kriterien einfließen, ein „gutes“ Urteil.
Neben den drei Hochpreisölen hat das nur ein weiteres Produkt geschafft: das „Cucina“ native Olivenöl extra von Aldi Süd. Mit einem Literpreis von zehn Euro wäre dieses die klare Kaufempfehlung, wenn es das Produkt noch im Laden gäbe. Doch leider hatte der Discounter das Öl nur im Sommer vorübergehend als Aktionsware angeboten. Schade.

Was tun?

Wer nicht tief in die Tasche greifen will, muss sich mit „befriedigenden“ Ölen zufrieden geben – kann dabei allerdings eine Menge sparen. Mit 5,35 Euro pro Liter schaffen Edeka („Gut&Günstig“, natives Olivenöl extra), Aldi Nord („Casa Morando“, Olivenöl nativ extra) und Aldi Süd („Cantinelle“) das beste Preis-Leistungsverhältnis. Das native Bio-Olivenöl von dm („dmBio), das zwar auch eine befriedigende Gesamtnote, aber ein „gutes“ Geschmacksurteil holen konnte, ist mit 15,90 Euro deutlich teurer. Wer Bio möchte, sollte stattdessen zu „GutBio“-Olivenöl nativ extra von Aldi Nord greifen, das insgesamt „befriedigend“ abgeschnitten hat, mit 6,65 Euro aber kaum mehr kostet als konventionelle Produkte.

Was man nicht kaufen sollte

Dem „Rapunzel“-Bioöl (13,30 Euro) attestierten die Tester dagegen „altes Öl“ oder eine unzulässige Wärmebehandlung. Gesamturteil: „ausreichend“. Auch die viel verkauften Öle von Bertolli „Gentile“ und „Originale“ schafften nur ein „Ausreichend“, genauso wie das „Ja“-Öl von Rewe. Noch schlechter schnitt die Bio-Variante des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers ab. Das Öl schmecke „ranzig“ nach Oliven, die Frostschäden erlitten haben, begründeten die Verbraucherschützer ihr „mangelhaftes“ Urteil für Rewe Bio P.D.O. (zehn Euro), genauso schlecht kam das 18,90 Euro teure Öl von Gaea („Kritsa“) aus Greichenland weg. „Ein hoher Preis und eine konkrete Herkunftsangabe garantieren noch keine gute Qualität“, so die Stiftung Warentest.

Weniger Schadstoffe

Dennoch ist das Test-Urteil insgesamt besser als vor einem Jahr. 2017 war kein einziges Olivenöl gut, 2016 nur eins. Fehler im Geschmack, Schadstoffe, falsche Herkunftsangaben und andere Probleme mit der Kennzeichnung hatten reihenweise zu „mangelhaften“ Urteilen geführt. Die gute Nachricht: „Wegen Schadstoffen schneidet dieses Mal kein Öl mangelhaft ab“, betonen die Tester. Kein Öl war nennenswert mit Pflanzenschutzmitteln, Lösemitteln oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet. Anders sieht es bei den Mineralölen aus. Alle getesteten Produkte enthielten gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Mosh), die sich im Körper anreichern können. Bedenklicher sind die aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Moah), die als potenziell krebserregend gelten. Die Tester fanden diese in mehr als jedem dritten Produkt, allerdings nicht in hohen Konzentrationen. Mineralöle können über Abgase, Maschinen oder über das Paraffinöl, das als Pflanzenschutzmittel zugelassen ist, ins Öl gelangen. Nahezu schadstofffrei war das teure „Farchioni“-Öl.

Muss man das teure Olivenöl kaufen?

Lohnt es sich, das teure Öl zu kaufen? Das hängt davon ab, sagt die Stiftung Warentest. Wer Fleisch oder Gemüse anbraten will oder Pizza selber backt, kann getrost Öl nehmen, das weniger als zehn Euro pro Liter kostet. Für Dressings, Pestos oder um Gegrilltes zu beträufeln, sollte man mehr ausgeben.

Quelle: Tagesspiegel